Soll ich WordPress für die Neuerstellung meiner Webseite verwenden oder nicht?

 

Haben Sie sich vielleicht diese Frage auch schon gestellt?

Pauschal kann man diese Frage meiner Ansicht nach nicht beantworten. Bei dieser Entscheidung spielen viele Kriterien eine Rolle. Und am Ende müssen Sie sich überlegen: Was genau wollen Sie? Und welche Webseiten-Technik ist für Sie und Ihre Anforderungen die Richtige?

Fangen wir aber bei den Grundlagen an.

 

Was ist WordPress überhaupt?

 

WordPress ist ein Content Management System (kurz CMS). Einfach erklärt ist ein CMS eine Software, über die Inhalte leicht erstellt, bearbeitet und organisiert werden können.

Weitere bekannte CMS sind Joomla, Drupal oder TYPO3. Hierbei sind Drupal und TYPO3 die komplexesten Systeme und werden vordergründig bei großen und komplexen Seiten, wie z. B. für Shops, Foren bzw. Webseiten mit umfangreicher und weitreichender Funktionalität eingesetzt.

Allerdings ist WordPress seit einigen Jahren im Vormarsch und immer Personen entscheiden sich dafür, Ihre Webseite mit WordPress zu erstellen. Ehemals eher nur als Blogsystem verwendet, ist WordPress inzwischen wesentlich mehr als das – denn mittels des Einsatzes von verschiedenen Erweiterungen (Plugins) können heute auch große und recht komplexe Seiten mit WordPress erstellt werden.

 

Was könnte der Grund dafür sein?

 

  • Wenn man von einem „Normalanwender“ ausgeht, dessen vordergründiges Interesse nicht die Technik ist, für den ist WordPress im Vergleich zu anderen CMS deutlich einfacher erlern- und bedienbar. Es ist nahezu intuitiv und für die Erstellung von Beiträgen oder Seiten gut mit einem Office-Programm vergleichbar.
  • Für WordPress gibt es sehr attraktive und leicht zu installierende Designs (Themes), die man bei anderen CMS bis vor Kurzem noch recht sparsam gefunden hat. Jedoch hat auch hier die Anzahl ansprechender Designs in den letzten Monaten zugenommen.
  • Die Designs enthalten immer mehr Funktionalitäten – sogenannte Page Builder, wodurch die eigene Seite durch Drag & Drop sehr einfach erstellt und nachträglich bearbeitet werden kann.
  • Es gibt inzwischen hunderte von Erweiterungen und es werden jeden Tag mehr, die für den Einsatz unterschiedlichster Funktionalitäten verwendet werden können. Viele dieser Erweiterungen sind zunächst kostenlos und reichen für viele Anwender bereits aus.
  • Diese Erweiterungen erlauben immer mehr Funktionalität (Erweiterte Kontaktformulare, Newsletter, Shops, Kalender, Buchungssysteme u. v. m.).
  • WordPress ist „In“ – zumindest seit einigen Jahren und wird es vermutlich auch noch einige Zeit bleiben.

Trotzdem sollte man sich von dieser zunächst sehr einfach zu bedienenden Lösung nicht täuschen lassen. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail.

Ein Theme ist schnell installiert und die ersten Seiten oder Beiträge umgehend erstellt. Jedoch sieht das Ergebnis in den meisten Fällen nicht unbedingt so aus, wie man es sich vorgestellt bzw. in der Demo-Version des Anbieters gesehen hat.

 

Fragen kommen auf:

 

  • Warum tauchen alle meine Seiten im Menü auf und wie ändere ich das?
  • Das Theme ist in Grün, ich möchte aber Blau? Wie stelle ich das ein?
  • Die Überschriften sind mir zu groß/zu klein. Wo kann ich die Größe ändern?
  • Meine Bilder werden nicht richtig dargestellt. Warum wird mein Bild oben und unten abgeschnitten?
  • Die Sidebar ist mir zu breit? Wie bekomme ich diese kleiner?
  • Usw.

Hat man sich hier aber durchgekämpft, freudiges Aufatmen und viel gelernt. Jetzt nur noch die notwendigen Plugins installieren und fertig.

 

Aber hier geht es weiter:

 

  • Wo finde ich jetzt die Einstellungen vom Plugin?
  • Wie funktioniert das Plugin überhaupt?
  • Die Farben passen nicht zu meinem Theme. Wie kann ich diese anpassen?
  • Ich habe das Kontaktformular ausprobiert, aber keine Email erhalten – welche Einstellung war das noch einmal?
  • Usw.

Nachdem Sie dann vielleicht auch diese Hürde genommen haben, denken Sie: Endlich geschafft und noch mehr gelernt.

ABER: So leicht war es dann doch nicht. Und dann noch größere Seiten damit erstellen? Geht das überhaupt? (Ja, es geht und macht Spaß)

 

Fazit

WordPress ist eine leicht zu erlernende Software und solange Sie selbst keine größeren Anforderungen haben (Sie möchten z. B. nur einen Blog schreiben und die Einstellungen des Themes sind völlig ausreichend) ist WordPress wirklich die beste Variante und auch für Sie einfach anzuwenden und umzusetzen.

Bei größeren Seiten und Layout-Einstellungen müssen Sie allerdings mit etwas mehr Aufwand rechnen und fragen am besten auch andere Personen oder Agenturen, die sich gut damit auskennen. Umsetzbar sind größere Projekte aber auf jeden Fall – auch wenn mein Hinweis dahin geht: Für wirklich große und komplexe Seiten, deren Herzstück die Funktion und weniger das Layout oder der Text ist, sollten Sie Drupal oder TYPO3 wählen, da diese CMS genau für diese Art von Seiten entwickelt wurden.

 

Wenn Sie also vor der Entscheidung stehen

 

WordPress Ja oder Nein? Raten wir über folgende Dinge nachzudenken:

 

  1. Zunächst einmal müssen Sie sich entscheiden, ob Sie überhaupt ein CMS verwenden wollen oder nicht. Kriterien hier können sein:
    • Werde ich regelmäßig den Inhalt verändern/aktualisieren?
    • Möchte ich dies selbst tun?
    • Plane ich die Erstellung eines Blogs?
  2. Wenn Sie bei diesen drei Fragen mit „Ja“ geantwortet haben, dann ist ein CMS die beste Lösung!
  3. Bei der Frage, ob Sie als CMS WordPress einsetzen, helfen Ihnen vielleicht folgende Fragen:
    • Welchen Umfang wird sie voraussichtlich haben?
    • Wie ist mein eigenes technisches Verständnis?
    • Möchte ich ein eigenes Design oder bin ich auch mit einem passenden Theme zufrieden?
    • Welche Funktionalitäten sind mir wichtig?
    • Wie groß ist mein Budget?

 

Meiner Ansicht nach ist WordPress für jede Webseite geeignet, die bzw. wenn:

 

  1. Ihre Webseite hauptsächlich aus reinen Textseiten besteht und zusätzliche Funktionalität eher Beiwerk sind und nicht das Herzstück der Seite darstellen.
  2. Sie ein grundlegendes technisches Verständnis besitzen bzw. daran interessiert sind, etwas darüber zu lernen, es aber nicht unbedingt bis in die Tiefen ausgebaut müssen.
  3. Ein Theme ausreicht, welches vorher entsprechend der Vorstellungen ausgesucht wurde und über die Theme-Einstellungen selbst etwas im Layout angepasst werden kann.
  4. Eine eher geringe Komplexität aufweist (keine riesigen Shopsysteme oder hohe Benutzerverwaltung).
  5. Sie sich im Klaren darüber sind, dass komplette Eigenentwicklungen deutlich teuer und aufwändiger sind.
  6. Ergänzung: Sollten Sie mehr oder weniger nur einen reinen Blog erstellen wollen, gibt es fast keine andere Antwort als WordPress!

UND

Selbstverständlich können Sie auch sehr umfangreiche und komplexe Seiten mit WordPress erstellen. Meine Empfehlung ist hier jedoch, dass Sie sich von einer Agentur (die nicht unbedingt nur auf ein CMS festgelegt ist) beraten und die jeweiligen Vor- und Nachteile der Entwicklung erklären lassen.

Gerade TYPO3 und Drupal bieten von vornherein zahlreiche Funktionalitäten für eine komplexe Benutzerverwaltung, Foren, Shop-Integration, die Sie bei WordPress teilweise erst durch zahlreiche Verwendung von Plugins erreichen.

 

Beitragsbild: @Julien Eichinger – Adobe Stock – 63050582